Pfingsten 2020 – wir starten in einen neuen Boots-Sommer
Letzte Mai-Woche 2020: Beljanca wird saisonfertig gemacht!
Abdecken, einräumen, sauber machen, Technik richten – am 30.05.20 setzt Gerard sie ins Wasser – Beljanca schwimmt wieder.
Wir durften ein paar Tage bei unseren Freunden Tiny u. Willem in Vollenhove verbringen und können jetzt auch an ihrem Steg die letzten Vorbereitungen treffen. Wassertanks füllen, Vorräte bunkern, Fahrräder montieren, …
Pfingstsonntag, 11.00 Uhr: Motor an, Leinen los, Herzklopfen: ob wohl wieder alles reibungslos funktioniert? Vollenhover Kanal, Kardoelen brug, Vogeleiland, Zwartsluis, Hasselt, Zwolle – eine uns bekannte Strecke in der Region OverIJssel, der Motor von Beljanca grummelt vor sich hin 🙂
An der Spooldersluis in Zwolle haben wir Glück, die Tore öffnen sich und wir können ohne Wartezeit einfahren. Nach 3 km IJssel-aufwärts schippern wir über einen kleinen Kanal in die Marina von Hattem und machen für 2 Tage fest.
Willem und Tiny kommen kurze Zeit später mit ihrem historischen Hafenschlepper nach und wir genießen unseren letzten gemeinsamen Abend an Bord, bevor wir mit Beljanca gen Südholland starten.
Die Strömung auf der IJssel ist geringer als gedacht. Wir fahren ca. 10 km/h über Grund, die Strömung beträgt 2-3 km/h.
Es kommen uns vermehrt Binnenschiffe entgegen, die IJssel ist eine gut frequentierter Verbindung mit rund 125 km Länge zwischen Rhein und Ketelmeer/IJsselmeer.
Plötzlich sehen wir einige Störche am Himmel. Am Ufer fällt uns eine Baumgruppe auf, in der die Störche landen. Mit dem Fernglas klärt sich warum! In jeder einzelnen Weide befinden sich ca. 6 – 8 Storchnester, aus denen kleine Storchschnäbel schauen. Eine riesige Storch-Kolonie.
Nach 30 km Fahrt stromaufwärts machen wir im Yachthafen der historischen Stadt Deventer fest.
Uns fällt ein kleines futuristisches Ruderboot in pink auf. Wir erfahren, dass mit diesem kleinen Gefährt im Dezember 2020 4 Frauen (alle über 50!!) zur Atlantiküberquerung starten werden. Alle Achtung !!!
Im Mittelalter wurden viele Waren auf Schiffen über europäische Flüsse und Meere transportiert. Nicht nur Stürme sondern vor allem Seeräuber machten die Überfahrten zu einem gefährlichen Unterfangen.
An den Küsten und Flussufern sorgten Städte für Sicherheit, sie schlossen sich zur Hanse zusammen. In ihrer Blütezeit zählte die Hanse rund 200 Mitglieder, sie wurden zu wohlhabenden Ortschaften mit Handelskontoren, prunkvollen Kaufmannshäusern und lebhaften Jahrmärkten.
An der IJssel gehören Doesburg, Zutphen, Deventer, Hattem, Zwolle und Kampen zu den Hansestädten, die allesamt äußerst sehenswert sind.
Wir erkunden Deventer mit dem Fahrrad. Eine riesige Kirche dominiert das Stadtbild, die Marktplätze erwachen nach der Zwangspause wieder, die kleinen Gassen mit Blumenschmuck und die historischen Gebäude faszinieren uns.
Corona-Maskenpflicht besteht in Holland nur im öffentlichen Nahverkehr, doch auf 1,5 m-Abstand und Händedesinfektion vor Betreten eines Geschäfts wird streng geachtet.
In Deventer wurden alle Fußgängerzonen mit einem Mittelstrich versehen -> rechts laufen ist das Gebot.
Unsere nächste Station ist die Hansestadt Zutphen.
Kleiner als Deventer, jedoch ähnlich schön. Der alte Hafen liegt direkt im Zentrum, so dass wir direkt vom Schiff aus durch das nette Städtchen bummeln können.
Donnerstag, 4.6.20
Das Wetter wird schlechter. Von einem Tag auf den anderen 10° C weniger. Auf der IJssel bläst ein kalter Wind, wir sind froh, nur 2 Stunden Fahrt vor uns zu haben. Auf dem Fluss ist ordentlich was los, viele Binnenschiffe stromab- und -aufwärts. Wir gelangen noch rechtzeitig in den Hafen von Doesburg bevor der große Regen losgeht.
Im 15. Jahrhundert war Doesburg bekannt für seine Senfmanufakturen, bis heute gibt es einen Restaurant-Wettstreit um die beste Senfsuppe. Das mittelalterliche Straßennetz und viele der prächtig verzierten Gebäude sind erhalten geblieben.
Regisseure der heutigen Zeit nutzen die Stadt deshalb gerne als Kulisse für historische Filme. Auch das Stadsbierhuys ‘De Waag’, das älteste Gasthaus der Niederlande, steht noch an Ort und Stelle. Zu Hansezeiten kamen Kaufleute und Einheimische hierher, um Waren zu wiegen, Verträge abzuschließen und, natürlich, um Bier zu trinken.
Ebenso gilt Doesburg als sehr kunstbezogen. Zahlreiche Ausstellungen, Galerien, Skulpturen und Malereien zieren die Stadt.