Aus dem Winterlager Idensen nach NL-Groningen

1. vom Winterlager bis Groningen

Sonntag, 19. Mai 2019
Wir starten morgens um 10 Uhr in Idensen, dem Winterlager von Beljanca 2018/2019.
Die 3 vergangenen Tage haben wir alles eingerichtet, geputzt, eingeräumt und das gute Essen bei Familie Schatz in der Schatzinsel genossen. Nun heißt es wieder: selber kochen oder Restaurant suchen und auf gut Glück probieren.

 

Unsere geplante Route müssen wir ändern. Ursprünglich wollten wir in Minden auf die Weser schleusen und über Bremen nach Elsfleth in die Hunte fahren. Dann ab Oldenburg auf dem Küstenkanal weiter bis zur Ems, nach Papenburg, und nach einem Besuch der Werft dort über den Dollart nach Delfzijl in die Schleuse nach Holland.
Doch auf der Weser wird eine große Schleuse gewartet und ist 2 Wochen für den gesamten Schiffsverkehr gesperrt. So fahren wir gezwungenermaßen den Mittellandkanal bis zum Dortmund-Ems-Kanal, dort nordwärts auf der Ems weiter bis Haren. Wir schippern am ersten Tag gleich 80 km ! Tagesetappen-Rekord aller bisherigen Reisen…!!
Bis Mittwoch den 22.05. sind wir unterwegs und die 10 Schleusen des Dortmund-Ems-Kanals bis Haren erledigen wir meist flüssig im Schlepptau eines Binnenschiffs. Doch bei der letzten Schleuse gibt der Schleusenwärter einem nachfolgenden Binnenschiff den Vorrang und wir müssen eine Stunde auf Warteposition. So kommen wir erst am späten Nachmittag in Haren an und machen für 3 Tage im Hafen fest.

Auch hier in Haren können wir nicht wie geplant losfahren. Die neue EDV der Schleuse im Haren-Rütenbrock-Kanal funktioniert nicht einwandfrei…..
Am Samstag, 25.05. macht im Hafen die Meldung die Runde, dass die Schleuse funktioniert. Manch Eifrige starten schon um 8 Uhr, um zuvorderst mit dabei zu sein. Die erste Schleusung ist um 9 Uhr!! und an der Wartestelle in der Ems gibt es nur einen Platz….

Wir folgen um 10 Uhr und machen die 5 km Kanal mit 6 Brücken und 2 Schleusen mit einem anderen Schiff zusammen. An der Grenze zu Holland füllen wir nochmals an einer Tankstelle unseren Diesel auf und biegen rechts ab Richtung Ter Apel.
Der Kanal nach Ter Apel ist gut bestückt mit Schleusen. Allerdings ist hier der neueste technologische Fortschritt wie auf der Veen-Route nocht nicht verbaut worden. Die meisten Schleusen werden per Hand bedient. D. h. der Schleusenwärter muss die Schleusentore mit vollem Körpereinsatz und mit Hilfe einer langen Stange aufdrücken bzw. zuziehen. Wir staunen! Vor allem stellen wir schnell fest, dass man genug Zeit mitbringen muss 🙂
Den Sonntag liegen wir in Ter Apel an der Stadtkade fest. Denn die Brückenwärter arbeiten sonntags erst ab Juni und wir haben noch Mai!! Da Ter Apel nicht unbedingt die sehenswerteste Stadt ist, machen wir das Beste aus dem Tag: mit Gino spazieren gehen, Kaffee trinken, essen, faulenzen.

Montagmorgen, 27.05., 9.00 Uhr: die Brückenwärter beginnen ihre Arbeit und wir starten im Konvoi mit 2 anderen Schiffen. Eine Brücke nach der anderen hebt sich für uns, wir kommen gut vorwärts. Vorbei an liebevoll hergerichteten Häuschen, Villen und Gärten fahren wir große wie auch kleine idyllische Kanäle. Ein sehr netter Brückenwärter begleitet uns über 3 Brücken und sagt uns dann, dass sein Gebiet jetzt endet und er seinem Kollegen im Oosterdiep Bescheid gibt, dass dieser uns weiterschleust.

An der Scheepsjoagesbrug in Bareveld warten wir auf besagten Brückenwärter. Das mit uns fahrende Schiff macht längsseits bei uns fest, da es an der Brücke keinen Wartesteg gibt. Wir warten! Es ist halb 4. Die Wärter machen um 17 Uhr Feierabend. Da wir nicht am Ufer festmachen können sondern an den Brückenpfeilern liegen, kletter ich mit Gino über das andere Boot auf die Brücke, damit er sich erleichtern kann. Wir warten immer noch. Um 16 Uhr erreiche ich telefonisch den zuständigen Brückenwärter, der mir in gebrochenem Englisch erklärt, dass es für heute zu spät ist für die Brückenöffnung, er nicht mehr kommt und es erst morgen um 8.30 Uhr weitergeht!!!
Toll!! So übernachten wir unfreiwillig direkt vor einer Brücke mit Durchgangsverkehr…
Am nächsten Morgen um 8.30 Uhr trauen wir unseren Augen nicht. Nicht nur 1 Brückenwärter sondern 5 davon stehen mit ihren Motorrollern da! Und dann geht’s flott!! Erst die Brücke, dann gleich ab in die Schleuse. Den anschließenden kleinen Kanal entlang mit seinen unzähligen kleinen Brücken tuckern wir ohne Anhalten durch, da die Brückenwärter im „Überholsystem“ die Brücken öffnen und wieder schließen.

Unsere Fahrt in den Norden endet in Groningen. Um die vielen 3,50 m hohen Brücken ohne Wartezeit passieren zu können, klappen wir unser Verdeck nach unten, haben dadurch eine Höhe von 2,90 m und kommen problemlos in die Stadt.
An der Hauptverkehrsachse aller Fahrradfahrer und Fußgänger warten wir vor eine Hubbrücke, die zu niedrig ist. Im größten Gewusel werden für uns die Schranken geschlossen und die Brücke hochgefahren. Ein seltsames Gefühl und fast etwas peinlich, wenn Hunderte an der Brücke stehen und warten, bis man mit dem Schiff durchgefahren ist.

Groningen gefällt uns sehr gut. Eine schöne historische Universitätsstadt mit vielen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants, weitläufigen Parks und immer wieder Kanäle und Brücken. Sehr quirlig durch die vielen Studenten und unendlich vielen Fahrrädern. Hier lernen wir das System der Swapfiets kennen  nachdem mir aufgefallen ist, dass bestimmte Fahrräder als Erkennungsmerkmal einen blauen und einen schwarzen Reifen haben, informieren wir uns im Internet. Ein Leasing-System für ein einfaches und auf’s Wesentliche reduzierte Fahrrad. Tolle Idee und wie wir in vielen anderen Städten noch sehen werden, auch erfolgreiches System.