Auf der Mecklenburgischen Seenplatte ins Winterlager nach Malchow

Auf der Havel in die Mecklenburgische Kleinseenplatte

Ab Oranienburg fahren wir wieder durch ländliches Gebiet auf Kanälen, die neben der Havel gebaut wurden. Unbekannte Namen wie Malzer Kanal und Voßkanal bringen uns nach Norden.
Über den Oder-Havel-Kanal aus Polen kommend begegnen uns einige Binnenschiffe. Viele von ihnen biegen vor Berlin steuerbord in den Havelkanal ab, um auf kürzestem Weg nach Brandenburg bzw. Richtung Mittellandkanal zu kommen.
In Zehdenick erreichen wir unsere erste „Selbstbedienungsschleuse“. Die vollautomatisierte Selbstbedienung funktioniert besser als angenommen.

Unser Plan, direkt in Zehdenick nach der Schleuse einen Liegeplatz zu suchen, fällt ins Wasser!
Wir finden keinen Platz und erleben ab hier den Wassersporttourismus der Mecklenburgischen Seenplatte. Sind uns bisher Berufs- und Fahrgastschiffe oder Sportboote, unserem ähnlich, begegnet, arrangieren wir uns nun auch mit Wohnmobilen auf dem Wasser.

Ab Zehdenick nun wieder direkt auf der Havel fahren wir durch idyllische ruhige Landschaften, beidseits gesäumt von unzähligen kleinen Seen und Nebenläufen. Spätnachmittags finden wir vor dem Gasthaus Zur Fähre in Burgwall noch einen Anlegeplatz für Beljanca und für uns einen Platz auf der Terrasse.
Sehr lobenswert ist hier, dass bei Verzehr im Restaurant die Liegeplatzgebühr inklusive ist. Und das Essen war auch gut
Zum Abschluss des Tages überrascht uns noch ein Schweizer Ehepaar. Zum Sonnenuntergang ertönen plötzlich von deren Schiff über die Havel Alphorntöne – live geblasen…
Durch den Naturpark „Uckermärkische Seen“ führt uns die inzwischen recht schmale Havel in vielen Kehren ruhig dahinfließend bis in die Kleinseenplatte.

Unterwegs pfeift immer wieder mal der Keilriemen, Bernd ist beunruhigt und will danach schauen. Wir beschließen, nach der nächsten Schleuse ‚Regow‘ festzumachen und ein „Reparaturpäuschen“ einzulegen.

Mal wieder eine gute Entscheidung, denn direkt an der Schleuse hat die Ziegenkäserei Capriolenhof einen Hofladen, der gleich von mir inspiziert wird. Der Einkauf von mehreren verschiedenen sehr leckeren Ziegenkäsesorten sowie für’s Mittagessen Ziegenfleischbouletten bereichern den Speiseplan. Nach intensiven Streicheleinheiten der hübschen „Capre“, einer Lesepause, leckerem Mittagessen und provisorischer Reparatur geht’s bei rund 30° C gemütlich weiter.

Die Kleinseenplatte beginnt für uns mit dem Stolpsee; diesem folgt der Schwedtsee (wir denken an unseren Freund Uwe 🙂  ) und der Baalensee. Wir machen am Stadtanleger von Fürstenberg fest, beschließen aber nach einer „Hunderunde“, dass uns der Park und das Drumrum nicht so vertrauenserweckend erscheint.
Weiter dann im Baalensee stauen sich schon die Schiffe vor der Schleuse. Motorboote, Hausboote, schwimmende Holzhütten und Kajaks warten. Da an den Wartepollern kein Platz mehr ist, bleiben wir unter Motor auf dem Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit leert sich die Schleuse aus der Gegenrichtung und die 43 m lange Schleuse füllt sich mit Schiffen, Chaos inklusive.
Um größeren Schaden während des Schleusens zu vermeiden, wird die Schleuse sehr sehr langsam gefüllt und entleert. Für die 1,6 Meter Hub braucht man eine gute halbe Stunde, viel Geduld und ne Menge Humor!

Wir haben uns auf der Reise angewöhnt, für das jeweilige Teilstück die Brückendurchfahrtshöhen genauestens auf den Wasserstraßenkarten zu studieren. Aufgrund dessen haben wir während der Wartezeit bereits unser Verdeck ein Stück weit runter gelassen, da die Schleusenbrücke keine 4 m Höhe hat.
Die Crew eines in die Gegenrichtung fahrenden Charterschiffes hat dies offensichtlich nicht getan. Ein lautes Krachen lässt alle zusammenfahren, der Rückwärtsgang kommt etwas zu spät…
An der Liegestelle hinter der Schleuse Fürstenberg machen wir fest und ich geh‘ erst mal ne Runde joggen!

Am Sonntag, 04.09. ist das Wetter eher gemischt, Wolken, ein kühler Wind, ein leichter Schauer.
Kein Wetter, um eiligst weiterzufahren. Wir hören auf Gino, unseren kleinen Hund, und gehen spazieren. Wir laufen am Ufer des Baalensees entlang, durch den Havelpark bis zur historischen Eisenbahnfähre, die bis in die 70er-Jahre für den Transport von Waren der ansässigen Industrie über die Havel genutzt wurde.
Nachmittags fahren wir weiter.

Über die Mecklenburgische Seenplatte ins Winterlager

Nach einer Nacht mit heftigem Gewitter an einem kleinen Wanderrastplatz starten wir früh, um an der nächsten Schleuse nicht allzu lange warten zu müssen. Es ist noch Ferienzeit und die Seenplatte ist voll mit Freizeitkapitänen und Charterbooten, die sich häufig an den kleinen Selbstbedienungsschleusen stauen.
Auf Ziernsee folgt Ellbogensee und die Schleuse Strasen. Zeit für ein Vesper.

Wir legen nach der Schleuse an und erkunden den Ort. Ein Hinweisschild führt uns auf eine Rentierzuchtfarm.
EIn nachgebildetes samisches Dorf, eine kleine Herde Rentiere sowie die Erläuterungen der Hofherrin zu den Tieren geben Einblick in das Leben der Samen in Finnland. Der Ort Strasen macht einen ruhigen Eindruck, die Zeit scheint stehengeblieben und manche Stellen könnten als Kulisse für einen historischen Film dienen. Uns gefällt’s. Beim örtlichen Fischereibetrieb gibt’s lecker Matjesbrötchen zum Mittag und die Fahrt geht weiter.

Pälitzsee, Canower See, Labussee, Vilzsee, Mössensee, Zotzensee,….
Die Natur rings um die Seen ist idyllisch, ein Paradies für Wassertiere und Vögel. Breite Schilfgürtel und nur ab und zu ein kleiner Hafen, Anleger oder ein paar Bootshäuser. Ab und zu tauchen natürlich auch Ruinen auf. In schönster Lage direkt am Wasser, verfallen und heruntergekommen, stehen alte Industriebauten am Ufer wie mahnende Erinnerungen an die DDR-Zeit.

Wir fahren in den Mirower See ein und finden in Rick’s Hafen auf der Schloßinsel MIrow durch den sehr hilfsbereiten und aktiven Hafenmeister einen schönen Platz am Außensteg mit abendlichem Sonnenuntergang.
Mirow: eine alte Stadt mit historischer Geschichte und sehr schön gelegen. Im Schloss Mirow wurden einige Berühmtheiten geboren, u. a. Sophie Charlotte im 18. Jhrdt., die spätere Königin von England.
Mirow hat einen wunderbar angelegten Schloßpark auf der Insel und Spazierwege am Wasser entlang. Und Erfindungsgeist haben die Bewohner auch…

Nach den langen Fahrstrecken wollen wir ein paar Tage bleiben, die Vorräte auffüllen und die Gegend mit dem Fahrrad erkunden. Wir packen Gino in den Hundekorb und radeln Richtung Rechlin, Ziel ist der Müritz-Flughafen Rechlin mit Flugzeugmuseum. In einem Gebäude aus den 30er Jahren finden wir eine Privatsammlung von Flugzeugteilen, Instrumenten, Wrackteilen und Ausrüstungsgegenständen der letzten 100 Jahre. Ein passionierter Flugzeugfan, der die Sammlung mit einem Kollegen aufgebaut hat, fachsimpelt gerne ein bisschen mit Bernd.
In Rechlin schauen wir uns die Kuhnle-Marina an, da wir bereits auf der Suche nach einem Winterlagerplatz sind. Der Massenbetrieb schreckt uns ein wenig ab und wir fahren weiter. Eine Nebenstrecke soll uns nach Mirow zurückbringen. Das geht gründlich schief.
Da wir nicht auf der vielbefahrenen Landstraße ohne Radweg fahren wollen, nehmen wir einen Feldweg, der jedoch auf das Flughafenfeld führt. Da hier kaum Betrieb ist, umrunden wir das Rollfeld, landen im „Nirgendwo“ und finden keinen Ausgang aus dem riesigen Flughafengelände. Nach einigem Herumirren und Querfeldeinfahren (!) landen wir wieder beim Museum und nehmen den Weg zurück, den wir morgens gekommen sind.
Am Donnerstag, 08.09., tuckern wir weiter, passieren die Schleuse Mirow, queren Sumpfsee und Kleine Müritz und staunen dann über die Größe der Müritz im Vergleich zu den bisherigen Seen.

EIne gute Betonnung weist uns den Weg in die Binnenmüritz mit der bekannten Stadt Waren. Der neu angelegte Stadthafen macht auf uns keinen besonders sympathischen Eindruck und ist unserer Meinung nach überteuert.

Wir finden im kleinen Segelhafen „Kamerun“, ein paar Kilometer westlich, an der Außenmole einen wunderbaren Platz.
Wir sind begeistert über unsere Fahrräder, mit denen wir problemlos die weitere Umgebung erkunden. Eine Tour nach Waren, ein Ausflug zu einer in der Nähe gelegenen großen Marina, schnell mal zum Imbiss der leckeren Kartoffelpuffer wegen… und Gino im Korb immer dabei. EInfach genial.

Über Kölpin- und Fleesensee gelangen wir nach Malchow. Um in den nächsten See zu gelangen, muss man eine Drehbrücke passieren, die jedoch nur 1 x pro Stunde geöffnet wird. Erst dürfen die Schiffe unserer Fahrtrichtung, dann die Gegenrichtung passieren, da die Breite des Kanals nur für eine Schiffsbreite ausgelegt ist. Unsere Ampel ist auf grün, die Schiffe vor uns passieren und wir erhöhen die Drehzahl, um auch noch durchzukommen.

50 m vor Erreichen der Brücke schaltet der „freundliche“ Brückenwart auf rot und wir kollidieren fast mit dem bereits entgegenkommenden Passagierschiff, für dessen Kapitän Geduld und Ruhe-bewahren Fremdwörter sind. Die Übersichtlichkeit der Anlage ist miserabel, Stege zum Festmachen kaum vorhanden und Hinweise zur Öffnungsregelung und Halteplätze fehlen. So warten wir die nächste Stunde ab, bis die Ampel wieder auf grün geschaltet wird…

Vom Brückenwärter abgesehen ist Malchow jedoch ein recht nettes Städtchen, ausgefallene Museen, eine schön restaurierte Mühle, Einkaufsmöglichkeiten, eine historische Klosteranlage und lecker Eis an der Promenade. Und natürlich ein super Fischladen resp. Aalräucherei in der Lange Str. bei Herrn Voß.

3 Tage verbringen wir noch am Plauer See, baden, genießen die Sonne, gehen wandern, Bernd macht eine „Bewegungsfahrt“ mit Lolo und ich finde Ruhe zum Schmökern. Am Steg des Fischereirestaurants Alt Schwerin kehrt abends Ruhe ein, wir sind fast alleine und die Stimmung am See in der Abenddämmerung ist verzaubernd.

Wir werten die Angebote für unser Winterlager aus, telefonieren, planen und entscheiden uns für die Bootshalle Malchow. Kompetent, freundlich, unkompliziert, kurzfristig. Nach 2 Tagen am Steg wird unsere Beljana fachmännisch und in Ruhe mit Traktor und Trailer aus dem Wasser geslippt und an Land gestellt. Das trockene und warme Wetter ist hervorragend, um unser Schiffchen „winterfest“ zu machen: Wasser raus, Frostschutz rein, Klamotten raus, Verdeck rein. Und Bernd fährt mit dem Fahrrad los, um 6 Liter Korn zu kaufen — weiteres wird hier nicht verraten

Am Donnerstag, den 15. September, setzen wir uns abends in den vollgepackten Mietwagen, richten unserem kleinen Gino ein Lager und fahren Richtung Süden. Freitagfrüh um 5 Uhr sind wir nach 3 erlebnisreichen und genussvollen Monaten wieder zurück daheim in Sipplingen. Wir haben den ersten Sommer auf unserer Beljanca viel erlebt und die gemeinsame Zeit genossen. Das nächste Frühjahr kann kommen.

Wir wünschen allen, die uns hier auf der Seite und in Gedanken begleitet haben, eine schöne Winterzeit und fröhliche Weihnachten !

Bis zum nächsten Jahr…
Claudia & Bernd & Gino.