Von Groningen über Lauwersmeer nach Leeuwarden + durch Friesland bis zur IJssel

2. Lauwersmeer – Kampen

Am Mittwoch 29. Mai verlassen wir Groningen und fahren Richtung Lauwersmeer. Am Stadtrand von Groningen liegen viele Hausboote am Kanal entlang. Die Vielfalt an schwimmenden Häusern ist faszinierend.
Da das Wetter unbeständig ist und der Wind zunimmt, ziehen wir es vor, vor Querung des Lauwersmeer nochmals zu übernachten und einen Tag abzuwarten. Wir machen fest an einem kleinen Anleger im Grünen – erholsam ruhig nach dem Trubel in der Stadt.
Auch am Folgetag, 30.05. – Christi Himmelfahrt – wird das Wetter nicht besser. Wir kommen bis Zoutkamp und aufgrund des zunehmenden Windes, der unsere Fahrt unangenehm macht, halten wir im Hafen an und machen fest. Die Spazierwege sind gewöhnungsbedürftig, denn statt mit Sand sind diese mit Muscheln gemacht.
Gino ist beim Spaziergang übermütig und rennt ungewollt in einen kleinen See, der tiefer ist wie gedacht. Er schwimmt in die falsche Richtung, wir haben Mühe ihn wieder zurück zu rufen. Platschnass und verwirrt rennt er durch den Sand und wälzt sich! Super! Er ist wie paniert!!

Den Dokkumer Ee entlang hoch im Norden von Holland. Da wir Dokkum bereits im Vorjahr besucht haben, beschließen wir ein Stück weiter zu fahren und an einem Marrekrit-Platz zu übernachten. Wir wundern uns über die vielen Groß-Schuten und Großsegler im Hafen. Die Erklärung bekommen wir abends.
Nach Bezahlung des Brückengeldes für die Durchfahrt von Dokkum passieren wir die Stadtbrücken und finden 12 km weiter einen schönen Platz. Ein Rad- und Fußweg führt direkt am Ufer entlang und auf dem Weg kommen uns immer wieder Wandergruppen und einzelne Läufer Richtung Dokkum entgegen. Viele davon haben T-Shirt, Hose oder Fahne mit dem friesischen Wappen an. Beim Gino-Spaziergang frage ich nach, was es mit den unzähligen Läufern auf sich hat. Sie sind Teilnehmer der 11-Staden-Wandeltour. Angelehnt an die bekannte 11-Städte-Eislauf-Tour, die jedoch nur bei zugefrorenen Kanälen und Flüssen stattfinden kann. Und da die Friesen sehr national- und traditionsbewußt sind, haben sie noch mehr 11-Städte-Touren ins Leben gerufen. Die Wanderroute zieht sich durch die 11 Städte ….. über 207 km und ca. 4 Tage. Eine stolze Leistung!! Und die großen Schiffe im Hafen von Dokkum waren als Übernachtungsmöglichkeit angefahren. Abends passieren plötzlich immer mehr Kanuten unseren Liegeplatz und fahren Richtung Dokkum. Wir fragen wieder nach, ob es sich hier um einen Wettkampf handelt. Nein, es handelt sich um die Kanuten-11-Städte-Tour!! Wir staunen. 107 Kanus gingen abends in Leeuwarden an den Start und die schnellsten Kanuten werden schon am nächsten Morgen wieder im Ziel in Leeuwarden eintreffen. Nach 207 km!!! Als Beleuchtung der Kanus dienen kleine LED-Laternen. Es gibt 3er-, 6er- und 12er-Mannschaften, die an bestimmten Punkten die rudernden Personen wechseln können.
Ein tolles Schauspiel, denn spät abends gegen 22 Uhr kommen die mit Laterne beleuchteten Kanus aus Dokkum zurück, wo sie umgedreht haben.

Am Samstag, 1. Juni kommen wir nach Leeuwarden und müssen schon bei der Zufahrt in die Stadt lachen. Hier laufen sie wieder …. die 11-Städte-Wander-Gruppen. Frühmorgens müssen die Läufer in Dokkum gestartet sein, denn die rund 40 km lange Strecke haben manche mittags schon in Leeuwarden hinter sich gebracht.
Wir finden wie im Vorjahr einen Liegeplatz am Stadtgarten, die Wiesen ringsum sind gut belegt. Es ist Samstag, sonnig und warm, alle wollen raus ins Grüne. Eine gemütliche Stimmung. Nach Stadtbummel und vergeblicher Suche nach einem Eiscafé kehren wir zurück zu Beljanca und wissen gleich, dass es eine laute Nacht wird. Auf dem naheliegenden großen Kirchplatz am schiefen Turm findet ein Techno-Open Air-Konzert statt…..

Beim Verlassen von Leeuwarden fasziniert uns wieder die ausgefallene Brückenkonstruktion. Ebenso wie die immer wieder wechselnden Baustile. Massen-Reihenhäuser, die sich bis zum Horizont erstrecken, verwinkelte Villen mit parkähnlichen Gärten, Scheibenhäuser in allen Farben, …..

Über Kanäle und Seen erreichen wir das Sneekermeer. Wir passieren die kleine Insel, auf der wir im Vorjahr unsere Freunde Arjen und Sara aus Minneapolis/USA und ihre zwei Töchter auf Europatour kennengelernt haben.
Und vom vorherigen Aufenthalt wissen wir, dass es hier sehr viele lauschige Marrekrit-Plätze auf den kleinen Inseln gibt. Und wie vermutet, finden wir einen wunderbaren Anleger mit Laufmöglichkeit für Gino und Ruhe für uns.
Bernd macht mit Lolo eine Erkundungsfahrt und probiert abends noch mit „Schleppangel“ für’s nächste Mittagessen zu sorgen. Doch es bleibt beim Versuch 
Da das Wetter wieder schlechter wird, fahren wir am nächsten Tag weiter. Wir passieren Echtenerbrugg mit Bezahlung von Brückengeld, das der Brückenwärter mit einem Holzschuh an der Angel kassiert und nehmen Kurs auf Ossenzijl.

Angelehnt an die tollen Erinnerungen des Vorjahres fahren wir ab Ossenzijl wieder durch das Naturschutzgebiet „Weerribben“. Und wieder begeistert uns diese Landschaft mit ihren unzähligen Seitenkanälen, Schilfgebieten und vor allem den wunderhübschen kleinen gepflegten Häusern mit ihren Gärten.
Wir machen am bereits bekannten Platz fest und übernachten. Einziger Nachteil dieser großartigen Naturkulisse sind die vielen Zecken, die unser Hund aufsammelt und die Moskitos, die scheinbar nur auf uns gewartet haben 

Auf der letztjährigen Rückfahrt hatten wir in Haren Willem und Tiny auf ihrem Oldtimer-Hafenschlepper FRISO kennengelernt. Wir fuhren die Strecke auf der Ems und dem Mittellandkanal bis Minden zusammen. Nette Episoden, Gespräche, „Fachsimpeleien der Maschinisten“ und zwei gemeinsam verbrachte Abend schürten die Sympathie auf beiden Seiten. Wir blieben in Kontakt und beschlossen, die Einladung, in Vollenhoven an FRISO festzumachen für einen Besuch, anzunehmen.
Am Dienstag 4. Juni folgten wir deshalb der Einladung von Willem zu einer Firmenbesichtigung in Steenwijk . Praktisch, wenn die Firma einen eigenen kleinen Hafen hat….
Willem mit seiner Firma Marimecs entwirft und konstruiert die unterschiedlichsten Schiffe, von der Privatjacht bis zum Hafenschlepper und Polizeiboot. Sehr interessant.

Für Einkäufe fahren wir noch mit Beljanca ins Stadtzentrum von Steenwijk. Eine nette kleine typisch friesische Stadt mit einem wunderbaren großen Park in nächster Nachbarschaft zum Hafen. Abends sind wir froh, uns für den Stadthafen entschieden zu haben und nicht für die Übernachtung draußen im Kanal. Es zieht ein heftiges Gewitter durch mit starken Wind- und Regenböen. Umgestürzte Bäume am nächsten Tag zeigen die Heftigkeit des Unwetters.
Wir tuckern am nächsten Tag nach Vollenhove, um an FRISO festzumachen und mit Willem und Tiny einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen. An der uns bekannten und mit negativen Erinnerungen behafteten Vollenhover Brücke warten wir wieder eine gute halbe Stunde ohne Information, wann die Brücke öffnet. Aber man wird ja geduldig, wenn man auf Reisen ist…
Tiny ist so lieb und lässt eine Waschmaschinenladung für uns laufen. Welch unerwarteter Service!

Das gemeinsame Abendessen und die vielen interessanten Gespräche und Sachen zum Lachen werden in schöner Erinnerung bleiben. Vielen Dank euch beiden.
Noch am gleichen Abend beschließen wir, uns ein Angebot für das nächste Winterlager für Beljanca von Willem’s Nachbar geben zu lassen.

Bei bewölktem Himmel und regnerischem Wetter fahren wir morgens in Vollenhove los ins Zwarte Meer, die riesige flache Wasserfläche mit Millionen von Wasservögeln. Die schmale Fahrt am Schilf entlang hat eine Wassertiefe von 1,20 m. Gerade ausreichend für Beljanca. Die Fahrt über den Ganzendiep ist geprägt von schlechtem Wetter mit Regen und Wind.
Durch die Schleuse, in der im letzten Jahr der Motor ausgefallen ist, kommen wir auf die IJssel, queren diese und machen im Botterhaven von Kampen fest. Arnold, der Hafenmeister, erwartet uns schon.

Nach einem Spaziergang durch den Stadtpark packen wir das erste Mal Gino in seinen neuen Wagen. Wir wissen nicht, ob es ihm gefällt, aber er gibt einigermaßen Ruhe und bleibt stoisch sitzen statt sich hinzulegen. Wir aber kommen endlich mal wieder schneller voran und können größere Strecken laufen, ohne den alten kleinen Hund und seine Gelenke zu sehr zu strapazieren.
Nach Einkauf von weiteren 2 Wasserkarten, die wir noch benötigen, beschließen wir, im Pannekoeken-Restaurant, das wir im Vorjahr mit Andrea besucht hatten, wieder zu essen.
Welch Überraschung, als uns der Inhaber, der bedient, fragt, ob wir nicht letztes Jahr schon mal dagewesen seien !!! Wir lachen und kommen ins Grübeln, an welchen Fakten er wohl seine Erinnerung festmacht….
Die Pannekoeken sind, wie im Vorjahr, einfach nur superlecker….

Nächster Reiseabschnitt: