Durch den friesischen Norden bis Dokkum

Earnewald und SkutsjeMuseum

Am 13.06. bringt uns eine Stunde Fahrt in den Naturschutzpark Oude Venen. Hier wurde früher Torf abgebaut und die jetzt mit Wasser gefüllten Polder sind ein großes Brutgebiet und Heimat vieler Wasservögel.
Und nicht nur Vögel sind unterwegs! Wir sehen von weitem im Kanal etwas Ungewöhnliches schwimmen. Das Fernglas bringt die Lösung 🙂  Ein Rehbock schwimmt von einem Ufer zum anderen…
Mit dem Kajak könnte man hier viele tolle Touren machen, doch mit unserem Gino ist da momentan nicht dran zu denken 🙁

Wir legen in Earnewald an und laufen zum Skütsje-Museum. Hier wird gezeigt, wie die großen Holz-Lastkähne – Tjalks – gebaut und die Leute vom Torfabbau gelebt haben. Ein ärmliches und hartes Leben.
Ein wunderschöner Nachbau – komplett aus Holz gefertigt – ist der Stolz des Museums.

Leeuwarden

Donnerstag, 14.06.: stürmisch, windig, regnerisch, ungemütlich. Wir fahren bei starkem Wind nach Leeuwarden und hoffen, dort noch trocken anzukommen. Doch weit gefehlt. Wir finden keine geschützte Liegestelle und laufen deshalb bei dem Sturm im Süden von Leeuwarden einen kleinen Hafen an. Dieser ist sehr ungemütlich, ungepflegt und mitten im Industriegebiet, dafür aber geschützt.

Bei der Einfahrt nach Leeuwarden am nächsten Tag erwartet uns ein skurriler Anblick.
Von weitem fast nicht zu definieren entpuppt sich die „riesige Skulptur“ als Hubbrücke, deren Fahrbahn schräg nach oben geklappt wird.
In Leeuwarden findet man nach der alten Hubbrücke links am Stadtpark wunderbare schattige Liegeplätze. Es sind nur 5 Minuten zu Fuß in die Innenstadt.

Da Leeuwarden Kulturhauptstadt Europas 2018 ist, wird einiges geboten. Großes Zelt im Stadtpark mit Kulturcafé, „ein Wohnzimmerschiff“, diverse Kunstausstellungen wie z. B. von M.C. Escher und das Leben der Mata Hari, die hier lebte. Die historischen Gebäude und die wunderschöne Innenstadt umgeben und durchzogen mit Grachten beeindrucken uns. Der „schiefe“ Turm ist noch imposanter als der in Pisa, die kleinen Gassen sind hübsch hergerichtet, das Beerenburg-Museum interessant und die Probe lecker 🙂 Wir bleiben 2 Nächte…
Mit Lolo fahren wir noch kreuz und quer durch die Grachten , teils „unter“ der Stadt. Wir genießen die Sichtweise vom Boot aus auf die Grachtenpromenaden.

Dokkum

Die Kanalfahrt bis Dokkum auf der Dokkumer Ie ist windig und die Crews der gecharterten „Schuhschachteln“, wie ich sie nenne, haben alle Mühe, auf Kurs zu bleiben. Wir legen gegenüber des Wahrzeichens von Dokkum, einer wunderschönen Windmühle, an, und haben damit das absolut stimmige Holland-Feeling-Foto.

Das „Schuhkarton-Wohnboot“ vom Vortag legt gleichzeitig mit uns ab und tuckert ebenso Richtung Hubbrücke. Das Warten auf öffnen der Brücke wird ihnen zum Verhängnis. Der Wind und einige Fahrfehler treiben sie an die Kaimauer, wo sie nicht mehr wegkommen. Wir sehen zu, dass wir nicht in das Chaos involviert werden und fahren fix bei grünem Signal weiter.
Hinter uns schließt die Brücke wieder. Schleusen- und Brückenwärter haben so über’s Jahr sicher einiges zu erzählen…

Da wir wieder Richtung Süden wollen, steht die nächste Kanalfahrt auf der Nije Feart an. Wir biegen vor dem Lauwersmeer steuerbord ab, doch die Brücken hier haben nur Durchfahrtshöhe von 3 m…. D. h. das Verdeck muss runter, wir starten eine Cabrio-Tour. Wir freuen uns, dass es nicht regnet….

Ein Anruf von unserem Sohn erreicht uns. Sie wollen uns besuchen und fragen, wo wir sind. Gute Frage!!!
Mitten in der nordfriesischen Pampa….
Wir fahren also schneller weiter wie geplant, um 2 Tage später wieder in Earnewald, unserem Treffpunkt, zu sein.
Das Anlegen am Kai in Earnewald wird aufgrund des sehr starken Windes schwierig. Ein Engländer vom Nachbarschiff kommt gleich angelaufen und ich denke, er will uns helfen. Weit gefehlt!!
Er steht nur im Weg rum und erklärt mir 3 x, dass wir hier für den Platz von 14 m zahlen müssen und nicht für die wahre Länge unseres Schiffes…. Sehr nett von ihm…..

Vegelinsoord bei Heerenveen

Auf der Weiterfahrt über Akkrum nach Heerenveen sind die Liegeplätze mit Landzugang begrenzt. Wir finden noch einen kleinen Platz im Mini-Hafenbecken von Vegelinsoord.
Ein alter verrosteter schrottreifer Kahn liegt uns gegenüber, er sieht aus wie kurz vor dem Untergehen.
Doch ein paar junge Männer laden abends Bierkisten ein, laute Musik dazu und wir fürchten schon, dass das eine unangenehme Nacht wird. Doch sie starten kurz drauf den Motor (!!!) und fahren davon, wahrscheinlich um außerhalb Party zu machen. Erstaunlicherweise hören wir von der Rückkehr nichts – am Morgen liegt der Schrotthaufen wieder am Kai 🙂 🙂