Elbe-Seitenkanal - MLK - Havel

Elbe-Seitenkanal – MLK – Havel

Mit Volldampf gegen das ablaufende Wasser fahren wir die Elbe Richtung Schleuse Geesthacht. Um die Mittagszeit ist Ebbe und da dann aufgrund des niedrigen Wasserstandes die Schleuse eine Pause einlegt, geben wir Gas und sind um 11 Uhr in Geesthacht. Wir können mit den nächsten zwei Berufsschiffen einfahren und steuern elbaufwärts den Hafen Lauenburg an.

Unser Freund Peter möchte gerne für ein paar Tage mitfahren und kommt in Lauenburg an Bord. Die Marina Lauenburg, in der wir die Nacht verbringen, punktet negativ. Null Service für hohe Gebühren. Kein Wasser am Steg, Strom extra, WC extra und Duschen sowieso. Keine Weiterempfehlung obwohl das Restaurant am Hafen recht nett ist.

Wir wollen die Elbe bis Dömitz fahren, um dann über den Elde-Müritz-Kanal die Mecklenburgische Seenplatte zu erreichen.
Unsere Nachfrage bei der Schleuse Dömitz sowie bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung machen uns aber einen Strich durch den Plan. Die Fahrrinnentiefe der Elbe in Dömitz beträgt 1 m, Tendenz fallend. Bei unserem Tiefgang von 95 cm wird das mehr als knapp und wir entscheiden uns gegen die Planung.
Die Alternative Elbe-Lübeck-Kanal fällt weg, da wir mit unserem Schiff nicht in die Ostsee wollen. So bleibt nur der Rückweg über den Elbe-Seitenkanal bis Wolfsburg und von dort auf dem Mittellandkanal weiter Richtung Magdeburg und Berlin.

D. h. wir bewältigen nochmals das Schiffshebewerk Scharnebeck, diesmal nicht mit Berufsschiffern im Trog sondern mit zwei Fahrgastschiffen und 4 weiteren Sportbooten (…mehr als voll…) WIr haben diesmal weniger Glück als bei der Hinfahrt. Wir müssen am Hebewerk 2 Stunden warten bis wir zur Einfahrt aufgerufen werden.

Der sehr schöne und ruhige Hafen YC Uelzen hält für uns einen Gästeliegeplatz bereit, der sehr freundliche Hafenmeister hilft beim Anlegen und wir genießen den Abend auf der Terrasse des Hafenrestaurants. Der Hafen kommt in der Gesamtwertung aller bisher erlebten Häfen unter die Top Five

Kurz nach Uelzen passieren wir die hohe Schleuse (19 m Hub). Auch hier wird es wieder voll und wir liegen zu dritt nebeneinander – gut dass wir so dicke Fender haben…! Dann „schrubben“ wir Kanal, wie es so schön heißt, d. h. wir bringen Kilometer für Kilometer ziemlich eintöniges Fahrwasser hinter uns.
Abends machen wir an der Liegestelle bei km 24 fest, stellen Tisch und Stühle an Land, packen den Grill aus und genießen den lauen Sommerabend. Auch Gino findet’s klasse, denn er kann in aller Ruhe rumstöbern und sich anschließend in einer Graskuhle schlafen legen.

Die Schleuse Sülfeld vor Wolfsburg passieren wir morgens um 9 Uhr mit dem Binnenschiff Rheingold, der unser Einfahren und Festmachen in der Schleuse aufgrund seiner laufenden Schraube erstmal verhindert – die Strömung ist zu stark. Ein Funk an die Schleuse und kurze Diskussion bringen den Motor zum Stillstand und uns in eine knappe Ecke hinter dem Binnenschiff. Die Schleusung verläuft angespannt aber es geht gut.
An Wolfsburg und seiner Autostadt vorbei fahren wir den Mittellandkanal bis Haldensleben, übernachten dort und verabschieden uns von Peter, der den Rückweg mit dem Zug antritt. Wir fahren weiter auf dem teilweise schnurgerade verlaufenden Kanal durch spärlich besiedeltes Land – wir sind in Sachsen-Anhalt.
Häufig begegnen uns Binnenschiffe vollbeladen mit Schrott oder zusammengestampften Autokarossen. Dann ein großer weißer Berg am Horizont – die Abraumhalden des Kalibergwerkes Zielitz.

Wir nähern uns dem Wasserstraßenkreuz Magdeburg, hier kreuzt der Mittellandkanal die Elbe mit einer Brücke über 1 km Länge. Da die Brücke jeweils nur in einer Richtung befahren werden darf, müssen wir uns bei der nachfolgenden Schleuse anmelden. Wir haben Glück und müssen nicht warten sondern können hinter einem vorausfahrenden Binnenschiff die Brücke überqueren.
Am Ende der Brücke melden wir bei der Schleuse Hohenwarte, dass wir „durch“ sind und bekommen die erfreuliche Nachricht, dass wir mit dem vorausfahrenden Binnenschiff direkt in die nachfolgende Schleuse einfahren können. Es läuft wie am Schnürchen. Die Schleuse ‚Hohenwarte‘ wurde 2003 mit 2 Kammern in Betrieb genommen und hat eine Hubhöhe von 19 m, die Kammern sind je 12,5 m breit.

An diesem Wasserstraßenkreuz, an dem man von der Elbe auf den Kanal wechseln kann, wird aus Mittellandkanal der Elbe-Havel-Kanal. An den älteren Strecken des MLK werden Verbreiterungen vorgenommen, die Ränder müssen neu gelegt werden. Spannend zu sehen, wie dieser Wasserbau funktioniert.

Dünn besiedeltes Land umgibt uns während der Fahrt. Wir überlegen, wie es wohl damals hier aussah, als das Land noch DDR war. In Ghentin machen wir an der „Lidl“-Liegestelle Pause, um dann am Sonntag, 28.08. bis nach Brandenburg zu fahren.

Brandenburg-Werder-Potsdam-Berlin

20 km hinter Genthin und nach passieren der Schleuse Wusterwitz sind wir in den Seen der Mittleren Havel bzw. der Stadt Brandenburg. Wir durchfahren Wendsee, Plauer See und Breitlingsee und kommen auf der Havel bis mitten in die Stadt. Am Anlegesteg “Slawendorf” finden wir einen ruhigen Platz.
Auf dem Wasser ist eine Menge los. Man merkt, dass der Wassersport hier sehr beliebt ist und wir staunen über die Vielfalt an Gefährten, die auf dem Wasser schwimmen.
Wir bewundern die außergewöhnliche „Restaurierung“ der Johanniskirche, von der nach dem Krieg nur noch eine Ruine übrig war und schlendern durch den Humboldthain, in dem Gino verwunderliches entdeckt…

Mich faszinieren immer wieder die Gebäude und unterschiedlichsten Straßenzüge. Viele Häuser sind sehr schön restauriert und gerichtet, daneben ist jedoch oft auch die Bausubstanz zu sehen, die die DDR hinterlassen hat.
Das aufziehende Gewitter nach einem heißen Sonntag mit bis zu 34° C lässt unseren Spaziergang kurz ausfallen.

Die Schleuse Brandenburg mit einem Hub von 1,2 m (!) entlässt uns aus der Stadt auf die Havel, die weiter über 15 km bis Ketzin durch pure Natur führt. Ein Paradies für Angler und Wasservögel.
Ab Ketzin folgen wir südwärts der Potsdamer Havel und gelangen durch den Großen Zernsee nach Werder. Hier kommen Erinnerungen hoch: Im Hafen unterhalb der Autobahnbrücke der A10 hatten wir vor 7 Jahren ein Gebrauchtschiff angeschaut, das zum Verkauf stand. Rückblickend sind wir glücklich, davon die Finger gelassen zu haben.

In Werder hat unser Freund Peter einen Platz im Hafen für uns reserviert, wir legen an und lassen uns den Begrüßungsdrink schmecken. Das erste Abendessen schmeckt uns natürlich im Fischrestaurant Arielle mit Ponton auf dem Wasser. Hier waren wir bereits bei einem Besuch im Jahr 2013 und wieder genießen wir den Sitzplatz auf dem Wasser bei leckerem Fisch.
Ein Fahrradausflug nach Potsdam, eine Runde schwimmen, ein kurzer Einkauf, ne Ladung Wäsche waschen, eine Einladung zum Kaffee, ein nettes Abendessen, … und schon ist wieder ein Tag rum… Die Algenblüte bringt Kunst auf’s Wasser…

Nach einem Fischbrötchen zum Mittagessen starten wir am Mittwoch, 31.08. in Werder.
Vorbei an herrschaftlichen Hotels fahren wir vom Schwielowsee in den Templiner See, die durch den engen Kanal bei Caputh verbunden sind. Eine kleine aber intensiv genutzte Seilfähre bringt Personen und Fahrzeuge von einem zum anderen Ufer.

In Potsdam – Vorstadt liegt nahe dem Uferkai eine Straßentankstelle. Da die letzte Seetankstelle 40 Cent pro Liter mehr verlangt hatte als an der Straße, entscheiden wir uns für die „mobile Zapfsäule“ auf dem Fahrrad
Bernd fährt ein paar Mal hin und her, wir lassen den Diesel direkt vom Fahrrad in die Tanks laufen und kurze Zeit später ist unser Tank voll. Wir haben unseren Spaß, vor allem an den Blicken der Vorübergehenden…
Ein paar Kilometer weiter machen wir am 01.09. nahe dem Zentrum im Tiefen See am „Aldi“-Anleger fest und haben eine ruhige Nacht.

Historische Orte! Wir fahren am Park Babelsberg vorbei und unter der Glienicker Brücke hindurch. Wir befinden uns hier wechselnd im ehemaligen Ost- bzw. West-Gebiet. Eine spannende Reise, die einem die Geschichte, die wir selbst miterlebt haben, wieder ins Gedächtnis ruft. Die Havel führt uns weiter an Wannsee und Grunewald vorbei bis Spandau.

An der Schleuse Spandau müssen wir eine Schleusung abwarten und haben eine gute Stunde Wartezeit.
Berufsschifffahrt und Fahrgastschiff haben Vorrang und ein Schleusenvorgang mit Ein- und Ausfahren der Schiffe dauert komplett ca. 1/2 Stunde. Die Kammer hat eine Länge von 115 Metern bei 12,5 Meter Breite und einen Hub von knapp
3 Metern.

Historisch interessant ist, dass bereits um 1572 die erste Kammerschleuse in der Stadt Spandau an der Havel erbaut und so ein problemloses Wechseln zwischen dem Ober- und Unterlauf der Havel ermöglicht wurde.
Wir passieren die Zitadelle Spandau, den Tegeler See und beschließen kurzfristig, im Berliner Norden in Hennigsdorf festzumachen. Ein guter Plan! Uns erwartet am Anleger eine Imbissbude mit leckerer Currywurst und kühlem Bier!