Vom Haren-Rütenbrock-Kanal nach Lemmer am IJsselmeer

Haren-Rütenbrock-Kanal

An der alten Schleuse zum Kanal bezahlen wir 5,- Euro für die 14 km Fahrt, um in die Niederlande zu gelangen.
Die 6 Klapp-, 4 Dreh- und 1 Hubbrücke sowie 4 Schleusen sind videoüberwacht und werden ferngesteuert betrieben. An der deutsch-holländischen Grenze machen wir in einer Schleuse fest, die offen steht.
Und was nun?

Wir tippen auf Mittagspause, da es kurz vor 13 Uhr ist. Als ich gerade mit Gino laufen gehe, kommt ein Schleusenwärter auf einer Vespa und und fragt zuvorkommend, ob die Schleusung in einer Viertelstunde für uns passen würde?
Wow!!!
So schleusen wir vom Haren-Rütenbrock-Kanal auf den Compascumkanaal und der freundliche Schleusenwärter begleitet uns auf seiner Vespa am Kanal entlang, um rechtzeitig die nächste Hubbrücke zu öffnen.
Welch Service!!! Das sind wir ja gar nicht gewöhnt.
Nach ein paar Brücken übernimmt der nächste Schleusenwärter, usw. Auf diese Weise bringen uns 5 Vespa-fahrende Schleusenwärter durch 13 bewegliche Brücken und 4 Schleusen bis ins Museumsdorf Veenpark.
Wir sind im größten Freilichtmuseum der Niederlande angekommen und können mittendrin anlegen!

Hoogeveensche Vaart – Region Drenthe

Der größte Unterschied, den wir gleich zu Beginn unserer Reise durch dieses Land feststellen, ist, dass die Niederländer um einiges lockerer und entspannter drauf sind. Zudem merken wir an den Schleusenwärtern und den unzähligen Anlegemöglichkeiten, dass diese Nation sehr eng mit dem Schifffahren und dem Wassersport verbunden ist.

Am 29. Mai starten wir gleich um 10 Uhr unsere Tour durch das Museumsdorf. Aus den letzten 200-300 Jahren bis zu den 60er Jahren sind Häuer, Lebensumstände und Handwerk dargestellt. Ein sehr großes Gelände, schön hergerichtete, originale und nachgebaute Häuser mit Einrichtungen, Maschinen und Werkzeugen. Die gesamte Region im Landkreis „Drenthe“ war früher Torfabbau-Gebiet.
Um diese Arbeit zu veranschaulichen fährt ein kleiner Zug durch ein intaktes Hochmoor und hält an einem Feld an, auf dem die Arbeit des damaligen Torfabbaus gezeigt wird.

Nach einer ruhigen Weiterfahrt durch eine wunderbare Naturlandschaft biegen wir nach der Oranje-Sluis in den Stadtkanal von Klazienaveen ab und machen für die Nacht fest. Ein schweres Gewitter entlädt sich langanhaltend.
18 !!! bewegliche Brücken und 1 Schleuse später sind wir in einem Vorort von Hoogeveen. Für die 32 km haben wir 6 Stunden inkl. Mittagspause gebraucht, denn von 12-13 Uhr steht die Zeit an den Kanälen still.
Es ist Mittagspause!

Eine sehr lange, schattige Uferkade mit Wiesenufer lädt zum Festmachen ein, und das auch noch kostenfrei. Die Eisdiele an der Schleuse von Hoogeveen toppt das ganze noch 🙂

Die anschließend lange Kanalfahrt am 31.05. ist unangenehm. Langweiliger Kanal, eiskalter Wind, bewölkter Himmel – ein Gewitter liegt in der Luft. Im großen Industriehafen von Meppel gestaltet sich die Orientierung, wo die Einfahrt zum „Passantenhafen“ ist, aufgrund Verkehr, Wetter und Müdigkeit etwas schwierig.
Nach der großen Brücke fahren wir steuerbord Richtung Stadt und finden ein nettes Plätzchen an der Kaimauer. Es sind nur ca. 10 Minuten bis zur Stadtmitte.

Giethoorn – Region Noordwest Overijssel

Die Fahrt nach Giethoorn am Freitag, 1. Juni ist nur kurz, das Wetter wieder blendend. Wir machen am Anleger längs der Hauptstraße fest und laufen los. Wir versuchen uns an den letzten Besuch zu erinnern, als wir hier mit dem Auto waren.
Als „Venedig von Holland“ wird Giethoorn beworben, was ziemlich übertrieben ist, wenn man die Lagunenstadt kennt.
Schmale Kanäle, wunderschöne reetgedeckte Häuser, viele kleine Brücken. Ein kleiner Ort für sich, der zum Touristenmagnet verkommt.
Denn unzählige asiatische Touristen, Rentnerreisegruppen, etc. lassen sich auf Schaluppen durch die Kanäle schippern; manch einer probiert das Bootfahren selbst aus.
Dementsprechend herrscht Chaos, da Pinne und E-Motor eine größere Herausforderung darstellen als viele denken.
Wer hier seinen festen Wohnsitz hat, braucht sehr viel Humor, Gelassenheit und gute Nerven… 🙂

Marrekrit-Anlegeplätze

Die beweglichen Brücken sind immer wieder faszinierend und jede sieht anders aus. Zum Öffnen muss man entweder an den Dalben vor der Brücke einen Knopf drücken, kurz drauf wird der Verkehr angehalten und die Brücke öffnet sich. Oder ein Brückenwärter schaltet die Brückenbedienung, wenn man in Sichtweite ist.
Wir lernen eine superfeine Einrichtung in Nordfriesland kennen – die Marrekrit-Anlegeplätze. Mitten in der Natur an schönen Plätzen sind Stege installiert, an denen man für max. 2 – 3 Tage festmachen darf. Als Nutzungsentschädigung haben wir für 15,- Euro die kleine Marrekrit-Flagge gekauft. Eine tolle Einrichtung. Die Plätze sind gepflegt, Wiesen werden gemäht und Müllcontainer stehen auch meistens in der Nähe. Super!!

Am 3. Juni halten wir in Echtenenbruck. Hier haben wir 2014 auf der Durchfahrt am Kanal gegessen und dem Brückenwärter beim Kassieren des Brückengeldes mittels Holzschuh an einer Angel zugesehen.
Damals träumten wir, dass wir hier auch irgendwann mal durchfahren werden!!

Lemmer

Die nächste Station ist Lemmer am Ijsselmeer. Hier steht am Wasser die weltweit größte noch intakte Dampfmaschine zur Entwässerung der Polder ins IJsselmeer. Bernd besichtigt das große Museum und ich genieße im nahe gelegenen Hotel einen Kaffee. Denn wie üblich sind Hunde im Museum nicht erlaubt und noch nicht mal das angrenzende Museumscafé dürfen wir zum Warten betreten.
Diese Vorschriften finden wir sehr untypisch für die Niederlande und nicht ganz zu verstehen. Denn viele haben einen Hund dabei und fahren, trotz Interesse am Museum, wieder weiter. Oder eine(r) muss draußen bleiben!!!