Vom Winterlager über Mittellandkanal und Weser bis zur Ems

Einwassern in Idensen

Wir starten am 6. Mai 2018, ein Sonntag.
Mit dem Mietwagen morgens um 3.00 Uhr los – die Straßen sind, wie für einen Sonntag vermutet, leer. Wir sind um 10.30 Uhr in Idensen bei unserer Beljanca, die wir aus dem Winterschlaf wecken.
Das Wetter ist trocken u. sonnig, wir können abdecken, putzen, streichen, polieren, ausbessern, …..

7. bis 13. Mai – Winterlager Idensen bei Familie Schatz
Wir fahren einkaufen, putzen und wachsen und räumen ein. Gino genießt es, den ganzen Tag draußen zu sein, liegt mal hier, mal da oder stromert über’s Gelände.
In der „Schatzinsel“ werden wir gut verköstigt, der Tag ist angefüllt mit Arbeit. An einem Morgen fällt mir ein, dass gestern unser 21. Hochzeitstag vorüber gegangen ist, ohne dass wir beide daran gedacht haben!!!
Glücklicherweise ging es uns beiden gleich 
Herr Schatz und sein Sohn Daniel ziehen Beljanca an den Kran, Gurte drum und wassern ein.
Unser Schiff schwimmt wieder !
Der erste Besuch steht an: meine Cousine Steffi und ihr Mann Jörg kommen zu Besuch. Wir freuen uns sehr, denn wir haben uns lange nicht gesehen. Es gibt viel zu erzählen.

Mittellandkanal

14. Mai – Montag, 9.30 Uhr legen wir ab. Die ersten km auf dem Mittellandkanal sind ungewohnt, an die Langsamkeit des Fahrens, die Geräusche und das Steuern gewöhnen wir uns schnell wieder.
Es ist wenig Verkehr, ein paar dicke Binnenschiffe ziehen an uns vorbei.
Um 12.30 Uhr erreichen wir Minden und beschließen, nicht zu übernachten sondern noch durch die Schleuse zu fahren.
Auch das Funken klappt wieder und wir dürfen nach kurzer Wartezeit in die neue Schleuse einfahren.
Wir sind alleine in dem großen Schleusenbecken – nur für uns leert der Schleusenwärter die große Kammer und entlässt uns 13,6 m tiefer auf die Weser.

Auf der Weser

Ein neues Gebiet für uns, wir sind gespannt. 7 km ab Schleuse Minden legen wir am Steg des MYC in Lahde an. Wir freuen uns, dass alles gut geklappt hat am 1. Tag und nach gesamt 40 km !!
Weiter geht’s die Weser stromabwärts, wir müssen an einer Schleuse auf die Weiterfahrt warten. Ein Segelschiff – ca. 27 fuss – ohne Mast – legt bei uns längsseits an.
Beim gemeinsamen Warten kommen wir ins Gespräch, die 3 Herren sind begeistert von Beljanca und freuen sich über die Einladung zur Besichtigung.
Nach zwei weiteren Schleusen fahren wir gemeinsam nach Nienburg in den Hafen.
Da beidseits Sympathie vorliegt, treffen wir uns abends auf ein Bier bei uns an Deck. Wir haben viel zu erzählen und zu lachen, und zu den paar Dosen Bier gesellt sich noch eine Flasche Kräuterschnaps!!!
Es ist gut, dass ihr Schiff BUTT gleich nebenan liegt und der Weg in die Koje nicht mehr weit….

Nienburg

Wir verabschieden uns früh von unseren neuen Freunden, die gen Bremen fahren. Wir bleiben noch einen Tag und besichtigen die wunderschöne Stadt Nienburg.
Eine sehr geschmackvoll restaurierte und auch gut erhaltende Altstadt begeistert uns. Tolle Fachwerkhäuser, kleine Gassen, große Fußgängerzone, nette Grünflächen und Parks – alles in allem eine Stadt zum Wohlfühlen.
Sehr nette Menschen treffen wir, freundliche Gastronomie , 32.000 Einwohner. Sehenswert !

Aller – Weser – Vegesack

Am 17. Mai – Donnerstag – fahren wir die Weser weiter talwärts.

Nach Abklingen des starken kalten Windes legen wir ab und nach 48 km und 2 Schleusen fahren wir in die Aller ein, um hier im YC Verden festzumachen.
Die Fahrt über haben wir keine besonderen Vorkommnisse außer kaltem Wind mit 4 bf. Eins fällt jedoch auf: die Schleusenwärter sind durchweg sehr freundlich und zuvorkommend.
Wir werden nicht nur 1 x in den großen 220 m-langen Schleusen alleine talwärts geschleust. Ganz im Gegensatz zu den Berliner Erfahrungen des letzten Jahres.

Abends noch ein Geburtstagstelefonat mit der Familie und wir erfahren, dass Alina, die Tochter unserer Nichte, mit ihrer Freundin Europameisterin im „duo-HipHop-synchron-tanzen“ geworden ist.
Wir sind stolz auf sie. Tolle Sache, Alina !!

Vor der letzten großen Weser-Schleuse übernachten wir im Hanse-Kogge-Hafen. Auf dem Deich oberhalb sind Hunderte von Radfahrern unterwegs –> Weser-Radweg! Beim Gespräch mit der Verkäuferin im örtlichen Bäcker stellen wir fest, dass auch sie gebürtig aus Konstanz ist. Wie klein die Welt manchmal ist 🙂

Am 19. Mai passieren wir die Schleuse und fahren nun im tideabhängigen Gewässer, denn hier ab Bremen hat die Weser Ebbe und Flut.
Da die Anleger gut gefüllt sind und auch die Möglichkeit, die Zentrale der DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) zu besichtigen, nicht besteht, fahren wir weiter bis Hasenbüren.
Wir satteln mal wieder unsere Räder und begeben uns auf eine Tour nach Vegesack.
Nach Übersetzen mit der Fähre besichtigen wir dieses nette Städtchen. Herrschaftliche Häuser und ein schöner Stadtgarten an der Weser entlang. Nach einem Kaffeestopp an der Lesum, einem Zufluss der Weser, geht es zurück.

Von der Weser in die Hunte

Es ist Pfingsten – 20 Mai. Mit ablaufendem Wasser der Weser starten wir morgens, um spätestens zum Niedrigstand in Elsfleth zu sein.
Wir passieren die Werft von Lürssen und staunen über die Mega-Yachten, die hier gebaut werden und am Kai liegen. Die Größe ist unglaublich, wir kommen uns auf Beljanca vor wie auf einer Nußschale.
Bei km 32 biegen wir backbord ab in die Hunte, passieren das Sperrwerk und haben Glück. Am sehr beliebten Stadtanleger von Elsfleth ist ein Platz frei. Nachdem wir festgemacht haben, kommen 3 weitere Schiffe, die, einer nach dem anderen, an uns festmachen. Wir liegen im 4er-Päckchen!! Auch etwas ungewöhnlich an einem Fluss.

Die Ebbe hat um 14 Uhr den tiefsten Stand erreicht. Der Steg hinauf ans Ufer wird dermaßen steil, dass der Steg ohne Festhalten nicht zu laufen ist. 4 m differiert der Wasserstand zum höchsten Punkt bei Flut!

Hinter uns macht noch ein kleines Flachbodenschiff fest. Es erinnert uns an die „Seewiefke“ unserer Freundin Carola. Wir senden noch ein paar Grüße und bleiben auch am Pfingstmontag noch in Elsfleth.
Von hier aus ist ein Ausflug an den Weserstrand möglich. Mit Handtüchern und Gino im Korb radeln wir über die Sperrwerk-Brücke zur Weser und machen es uns dort gemütlich. Mit Gino rennen wir am größer werdenden Strand entlang, denn die Ebbe setzt ein. Er rennt wie in alten Zeiten und lässt sich jagen.
Wir genießen die Sonne und den Wind, beobachten die vorüberziehenden Schiffe , Gino schläft im Schatten eines Busches. Ich habe das Gefühl, er ist glücklich und genießt die Abwechslung zum Bordleben.

Küstenkanal

Unsere nächste Station ist Oldenburg. Auch hier merkt man noch die Tide, denn abends bewegt sich Beljanca plötzlich nicht mehr !! ?? Wir stecken im Schlamm fest!
Das ist nicht so unser Ding und wir freuen uns, dass wir nach der Schleuse Oldenburg wieder gezeitenunabhängig sein werden.

23. Mai, Abfahrt 10 Uhr mit steigendem Wasser. Das mit der Tide und die Abhängigkeit dazu bleiben uns unsympathisch.
Dazu kommt, dass der Brückenwärter uns zur Durchfahrt der Cäcilienbrücke drängt. Diese bleibt bei 25° C stecken und kann nicht mehr hochgefahren werden. Eine Hubbrücke, die bei Hitze streikt!!!!
Man sollte nicht glauben, dass wir im High-Tech-Land Deutschland unterwegs sind. Erinnert irgendwie an den ICE und seine Klimaanlagen…

Ems

Wir tuckern weiter auf dem Küstenkanal bis zur Ems. Das seit 3 Wochen durchgängig schöne sonnige Wetter ist zwar für unsere Fahrt toll, bringt allerdings auch niedrige Pegelstände mit sich. Deshalb meiden wir den Elisabeth-Fehn-Kanal und die Leda und fahren direkt auf die Ems. Nach einer Nacht in Lathen machen wir für 3 Tage in Haren an der Ems fest.
Mit den netten Stegnachbarn aus Südengland kommen wir ins Gespräch, sie haben eine 2jährige Labrador-Hündin dabei. Am letzten Abend tauschen wir Adressen aus, vielleicht ergibt sich ja ein Wiedersehen.

Der Besuch des Schifffahrtsmuseums in Haren ist interessant, denn wir kommen mit einem älteren Ehepaar, das heute vom betreibenden Verein Dienst hat, ins Gespräch. Sie erzählen spannende Geschichten aus der Gegend und viel von früher, denn sie waren selbst mit einem Binnenschiff unterwegs. Klönschnack!!