Polen und die Schleuse Lehnitz

Rückfahrt vom Stettiner Haff in den Tegeler See

Da die Wettervorhersage ab Dienstag, 8. August wieder Starkwind und Regen bringt beschließen wir, nicht länger am Haff zu bleiben sondern die Rückfahrt nach Berlin anzutreten. Vorbei an vielen vielen Stellnetzen…
Unser Plan ist, am Montag bei ruhigem Wetter das Haff zu queren, nachmittags in Stettin zu halten, einen ruhigen Stadtbummel mit Kaffeepause einzulegen und evt. dort zu übernachten, wenn der Stadtanleger für Sportboote nicht zu einsam ist.

Unseren Plan kippen wir, als wir den Hafenbereich Stettin erreichen. Uns wundert schon beim Näherkommen der rege Schiffsverkehr. Marine, Zoll, Polizei und Hafenbehörde jagen immer wieder wie verrückt mit Schnellbooten zwischen den anderen Schiffen umher, verursachen enormen Wellenschlag, geben jedoch keine Hinweise auf Behinderungen o. ä.
Ins Hafenbecken einfahrend staunen wir nicht schlecht: in Stettin findet das diesjährige Windjammertreffen statt! Dies inklusive einem riesigen Volksfest mit Rummel. Die Kaianlagen sind übervoll, der Hafen ist laut und turbulent, Schiffsverkehr aus jeder Richtung in jeder erdenklichen Art!
Wir bewundern beim Vorbeifahren noch die großen Windjammer und stellen dann mit Schrecken fest, dass die Oder mit einer Pontonbrücke für Fußgänger versehen wurde, eine Durchfahrt nicht möglich.
D. h. für uns im Chaos der Schiffe umdrehen, den Hafenbereich zurücklassen und die Fahrt auf der Oder in ruhigeres Gewässer fortsetzen bzw. einen Hafen suchen, da wir zwischenzeitlich 7 Stunden unterwegs sind und Gino mal raus sollte….
Es gab keinen Hinweis in den deutschen Radiosendern auf dieses Event und auch keine Information im Einfahrtsbereich am Ufer oder gar seitens der polnischen Behörden auf den Schiffen…
Die Krönung der Situation ist dann noch der Übernachtungspreis in der polnischen Marina, die mit EU-Fördergeldern auf’s Feinste herausgeputzt wurde, in Höhe von 28,- Euro… Da sagt nochmal einer, in Polen ist’s billig!!! Das ist die teuerste Übernachtung auf unseren seit letztem Jahr gefahrenen 3000 km….

Am 08.08. klappen wir unser gesamtes Verdeck runter, um auf ca. 3 m Gesamthöhe zu kommen. Denn die Eisenbahnbrücke über die Oder ist niedrig und wir verspüren keine Lust, auf die sporadische Öffnung zu warten, vor allem weil auch hier Wartestellen fehlen.

Die weiteren Stationen auf unserer Oder-Havel-Kanal-Fahrt sind uns schon bekannt. Eine Nacht in der Marina Oderberg mit sehr netten Tischnachbarn beim Abendessen und ein Stopp in der Marina Marienwerder unterbrechen die doch recht eintönige Fahrt.
Den Hub im Hebewerk Finnow gehen wir diesmal entspannt an, da wir dies ja schon von der Hinfahrt kennen.

Am Donnerstag, 10. August, wollen wir den Tegeler See in Berlin erreichen. Davor kommen wir jedoch nicht umhin, die Schleuse Lehnitz zu passieren bei km 28,6 der Havel-Oder-Wasserstraße.

Am viel zu kurzen, stark frequentierten Sportbootanleger ist schon gut was los. Wir sind das 6. Boot, das in 2. Reihe „im Päckchen“ am innenliegenden Boot festmacht. Uns folgen weitere 4 Schiffe. Die anderen Schiffseigner geben schon den Hinweis, sich bloß nicht an der Schleuse per Funk anzumelden, da man dort eh nur patzige Antworten erhält. Ein weiterer Eigner weiß zu berichten, dass seit Jahren Lehnitz den Titel der „unfreundlichsten Schleuse“ tapfer verteidigt.
Als ein Binnenschiff in die Schleuse eingefahren ist, schaltet die Sportbootampel auf grün – es erfolgt jedoch kein Hinweis über Lautsprecher oder Funk. Da niemand weiß, wie viele Schiffe noch in die Schleuse passen, macht die ganze Horde von Schiffen los und lässt die zuerst angekommenen Schiffe vorausfahren. Nach Einfahrt von 4 Schiffen winkt der Schleusenwärter hektisch ab, obwohl die Ampel noch grün steht.
Verdutztes Verhalten bei den Schiffen vor uns, die Ampel schaltet rot, alle Schiffe vor der Schleuse müssen umdrehen, ein Durcheinander entsteht. Die meisten legen sich wieder an den Sportbootanleger, an dem jedoch bereits die nachfolgenden Schiffe aus dem Kanal kommend schon festliegen. Hier noch eine Reihenfolge einzuhalten, wird schwierig.

Deshalb beschließen wir mit zwei anderen Booten, an einem der wartenden Binnenschiff festzumachen, der uns dazu einlädt und auch im Schlepptau an die erste Wartestelle mitzieht, da zwischenzeitlich der erste große wartende Schleppverband geschleust wird. Ein Hotelschiff stoppt im angrenzenden Klinkerhafen auf und legt dann hinter uns an. Die Nachfrage unseres „Nachbarn“ über die zu erwartende weitere Wartezeit ergibt die Antwort über Funk, dass beim nächsten Schleusendurchgang die wartenden Sportboote mit einfahren können.
Nachdem „unser“ Binnenschiff sowie ein weiterer Schlepper in der Schleuse fest sind, fahren wir zu dritt ein und machen fest. Kurz darauf erscheint ein Beamter der Wasserschutzpolizei, kontrolliert das Binnenschiff vor uns und nimmt sich dann uns Sportboote vor. Er befiehlt uns, dass wir alle nach der Schleusung im Unterwasser festmachen sollen für eine Anzeige und eine Belehrung!!!
Der nette Herr der Wasserschutzpolizei meint, wir hätten uns im Schleusenbereich der Binnenschiffe aufgehalten und nicht wieder am Sportbootanleger festgemacht, seien unaufgefordert in die Schleuse eingefahren und hätten die Schifffahrt und uns selbst gefährdet. Wir sind alle erst perplex und starten dann die Diskussion und den Widerspruch. Die Empfehlung, wir hätten ja auch im Klinkerhafen festmachen können wenn die Wartestelle voll ist, bringt uns zum Lachen. Denn dort ist die Einfahrt und das Festmachen strikt verboten.

Da dem guten Herrn anscheinend die Argumente ausgehen, endet es damit, dass er uns bittet, nach Schleusung weiterzufahren und beim nächsten Mal die Vorschriften zu beachten. Wir danken ihm höflich…. und vor allem auch dem liebenswürdigen Schleusenwärter, der die Polizei auf den Plan gerufen hat. Der Ruf, der dieser Schleuse anhaftet, hat sich wieder bestätigt.

Abends machen wir am Stadtanleger Tegel fest und freuen uns über den kurzfristigen Besuch von Tabea, der Tochter einer guten Freundin.
11. August: Frühstück, bummeln gehen, Friseurbesuch, ein schöner Blumenstrauß, gemütlicher Spaziergang, Kaffee und Torte an Bord, viele Anrufe und Mails, abends sehr lecker Essen beim Italiener. Mehr ist zu diesem „besonderen“ Tag nicht zu erzählen….
Nach mehreren Versuchen klappt nun endlich ein Treffen mit meiner Nichte Katharina und ihrem Mann Nico. Wir freuen uns sehr über den Besuch am Sonntagvormittag und haben viel zu erzählen.

Nachmittags wird dann unsere Beljanca recht voll: Bernd’s Neffe mit Familie ist auf Berlinurlaub und wir freuen uns, mit allen eine 3stündige Rundfahrt zu machen. Das Wetter spielt mit und wir haben eine tolle „Kaffeefahrt“ über den See, auf der Havel, bis Spandau und zurück.
Montag, 14.08. starten wir zu einer Fahrradtour rund um den Tegeler See. Die Wege verlaufen meist abseits der Straßen, so dass Gino mal wieder länger laufen kann. Ein Halt im Spandauer Brauerei-Biergarten stärkt uns für den Rückweg.

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